Unterwegs

Zurück zum Kirdorfer Feld

Blick auf den Taunus und das Kirdorfer Feld

Im Kirdorfer Feld verliert man die Zeit. Eben noch stehen da kleine Reihenhäuser, schiefe Fachwerkhäuschen und moderne Mehrfamilienhäuser.

Und plötzlich steht man im Kirdorfer Feld. Die wild belassenen Wiesen werden jetzt erst wieder begrenzt vom majestätischen Rücken des Taunusgebirge, das sich präzise vom babyblauen Sommerhimmel abhebt. Im Juli wiegen kniehohe Gräser im weichen Wind, im Herbst tragen die alten Bäume uralte Apfelsorten, im Mai soll dort das seltene Knabenkraut, eine Orchideenart, blühen.

Wer sich aufmacht und die kleine Runde durch das Kirdorfer Feld startet, fühlt sich bald an seine Kindheit erinnert, erfährt eine betörende Zeitlosigkeit, ein geistiges sich treiben lassen und denkt unwillkürlich an verheißungsvolle Abende mit Freunden und Familie, an Sommerwärme, die weit in den Abend und schließlich bis in die Ferienbetten hinein reicht.

Wer diesen Zustand genießen und herauszögern möchte, setzt sich einfach auf eine Bank oder ins Gras.

Wer weiter läuft, neugierig und in Entdeckerlaune, wird oben auf einer leichten Anhöhe von der Frankfurt Skyline mit dem Ginnheimer Spargel, die durch die Bäume hindurchlugt, überrascht.

Das Kirdorfer Feld: Eine kostbare Kulturlandschaft

Das Bundesamt für Naturschutz, BfN, führt das Kirdorfer Feld als eine historische Kulturlandschaft mit artenreichen, vielfältigen Wiesengesellschaften und hohem Streuobstanteil. Das kombinierte Landschafts- und Naturschutzgebiet erlangt seinen besonderen Wert durch die große Standort-, Struktur- und Nutzungsvielfalt; der weitläufigen Streuobstwiesen an den Hängen und die Feuchtwiesenzüge mit ihren Brachen, kleinen Fließgewässern und Quellen verleihen dem Feld seinen besonderen Charakter. Und weil die vorhandenen Wiesengesellschaften von überregionaler Bedeutung sind, ist das Kirdorfer Feld zusätzlich als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, FFH-Gebiet, durch die Natura 2000-Verordnung des Landes Hessen ausgewiesen worden.

Kurzum: Das Kirdorfer Feld wird in vielen Teilen besonders geschützt. Und das aus gutem Grund.

Und auch wenn das Artensterben auch vor dem Kirdorfer Feld nicht halt gemacht hat und macht, ist das 133 Hektar große Gebiet am Rande Bad Homburgs doch das Zuhause von vielen Vögeln, auch seltenen. Im Frühjahr früh am Morgen und gen Abends hört man sie zilpen und trällern, flöten und piepsen, knarren und schreien.

Dort brüten Steinkäuze und Schleiereulen, suchen Meisen und Elstern, Amseln und Rotkehlchen, Neuntöter, Buchfinken und Singdrosseln nach Nahrung ebenso wie Goldammer, Wendehälse und Gartengrasmücken. Nachtigallen waren schon auf Stippvisite da und auch ein Rotmilan wurde gesichtet. Noch vor fünf bis zehn Jahren war das Feld auch für Kibitz, Bekkasine, Baumpieper und Goldammer Zuhause. Ein Blick auf die Rote Liste von 2024 zeigt auf: 29 Vogel-Arten sind in Hessen inzwischen ausgestorben. 75 Arten sind bestandsgefährdet.

Im Kirdorfer Feld und überall: Naturschutz als wertvolle Perspektive

Und doch: Im Gegensatz zu vielen anderen Flecken im Rhein-Main-Gebiet ist die Vielfalt der heimischen Fauna im Kirdorfer Feld weiterhin eindrucksvoll. Denn dort, wo Vögel leben, findet sich auch ihre Nahrung. Und im geschützten Kirdorfer Feld mit Wildblumen leben deshalb seltene Tagfalterarten wie der Hellen und Dunkle Ameisenbläuling ebenso wie unzählige Käfer- und Insektenarten. Und auch Mader, Hasen, Rehe, Wildschweine und Waschbären tauchen im Kirdorfer Feld regelmäßig auf. Damit das so bleibt, hat nicht nur ein Ranger ein Auge auf die Wiesen und Felder, sondern auch die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld, IKF, und der Nabu. Darüber hinaus sind im Wald rund um das Kirdorfer Feld über 300 Nisthilfen aufgestellt, die jedes Jahr im Herbst von Ehrenamtlichen gereinigt werden. Längst braucht sie intensive Hilfe die Natur.

Die Runde um und durch das Kirdorfer Feld dauert etwa eine Stunde. Anschließend kann man im ländlich anmutenden sympathischen Stadtteil in eine Wirtschaft einkehren oder in die Bad Homburger Innenstadt Kaffee trinken oder zu Abend essen.

Von Frankfurt: U2 nach Bad Homburg Bahnhof, anschließend Bus-Linie 12

// Pressemitteilung des Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie zur Roten Liste Vögel

// Interessensgemeinschaft Kirdorfer Feld

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