Im Dezember 2020 kam es in Deutschland aufgrund der Covid-19-Pandemie zum Lockdown; Schulen, Cafés und Restaurants wurden geschlossen, die Straßen waren wie leergefegt, der Flugverkehr kam praktisch zum Erliegen.
Das erste Mal seit Jahrzehnten war es im Mönchbruch still. Nur das Knarzen sich wiegender Bäume war zu hören und der Wind, der sich in den Grashalmen auf den Wiesen verfing. 2021 aber ist es im zweitgrößten hessischen Naturschutzgebiet wieder so laut wie immer; kaum zwei Kilometer entfernt liegt der Aussichtspunkt der Startbahnwest, und hier beginnt einer der größten Flughäfen der Welt. Im Minutentakt starten Flugzeuge mit hochgefahrenen Turbinen in die Metropolen dieser Welt. Andere landen oder kreisen dicht über den Baumkronen in Bögen um das Gebiet.
Ob die Tiere, die dort leben, diesen Unterschied gespürt haben?
Das knapp 100 Hektar große Naturschutzgebiet ist eines der letzten bedeutenden Feuchtgebiete in Hessen mit Gräben, Sümpfen und Bruchwäldern. Im Mönchbruch finden sich über 500 Pflanzenarten, sechzig davon sind sonst kaum noch zu finden. Das Gebiet wird außerdem als Rückzugsort von etwa 34 schützenswerten Vogelarten genutzt. Besonders oft lassen sich Mittelspecht und Schwarzkehlchen beobachten, doch auch zahlreiche Fledermausarten oder Weißstorch, Bekassine, Baumfalke, Mäusebussard sowie Heidelerche finden sich hier ebenso wie Ringelnattern, Moorfrösche, Schillerfalter und Hirschkäfer. Natürlich leben auch Damwild und Wildschweine in den Waldstücken und manchmal huschen sie über die Wiesen nahe des Jagdschloss Mönchbruch. Hier kann man auch einkehren, sogar die Nacht bleiben, wenn man möchte. Denn das Naturschutzgebiet Mönchbruch zählt auch zu den Naherholungsgebieten des Rhein-Main-Gebietes.
Heimat, Naherholungsgebiet: Das Naturschutzgebiet Mönchbruch
Und selbst wenn es so laut wie immer ist im Mönchbruch, hat es etwas unvergleichlich Stilles, wenn sich ein Graureiher träge in die Luft schwingt, eine Weile über den Wiesen schwebt, sich dann wieder niederlässt. Viele Minuten lang unbeweglich verharrt. Und nur die Kopffedern sich ein wenig aufstellen, im leichten Winterwind. Wer den Mönchbruch besucht, muss die Ohren verschließen und mit den Augen horchen. Und wenn man das tut, entdeckt man einen besonderen und verletzlichen Ort.
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