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Kirche anders gedacht: St. Aposteln

Das Bild zeigt die Imbissbude der Kirche St. Aposteln in Frankfurt. Hier werden Pommes verkauft.

In den heiligen Räumen der Kirche St. Aposteln in Sachsenhausen kommen Menschen zusammen, die sonst nicht zusammenkommen würden. Wie schafft die Kirche das?

Etwa alle 14 Tage klappen Ehrenamtliche von St. Aposteln die Luke des Imbisswagens hoch. Dann wird die Fritteuse angeschmissen, werden die Stehtische auf den Kirchvorplatz geschleppt und Soßen aus dem Kühlschrank geholt. Zwei Stunden lang kann man dann am frühen Abend direkt vor der Kirche frisch frittierte Pommes knabbern, gegen eine Spende für Frauen in Wohnungsnot. Im Viertel ist die Aktion „Meet’n frites“ längst bekannt und am frühen Abend tummeln sich zahlreiche Menschen vor der Kirche. Die Stimmung ist heiter, die Atmosphäre angenehm. Und das ist sie oft in St. Aposteln: mittwochs und freitags etwa hat das Kleidercafé geöffnet. Auf der Orgel-Empore im Kirchinnenraum kann man kostenlos Second-Hand-Kleidung erstehen. 

Hübsch hergerichtet ist alles und von der ehrwürdigen Empore hat man einen schönen Blick auf den Altar. Wenn das Kleidercafé offen hat, werden am Kircheingang kurzerhand Bänke und Tische aufgestellt, und an diesen Tagen sitzen Menschen aus Frankfurt ohne Wohnsitz neben Leuten aus dem Stadtteil mit Wohnsitz. Kommen Alte und Junge zusammen, Arme, weniger Arme und reichere. Sie schlürfen guten Kaffee, genießen selbst gebackenen Kuchen, plaudern ein wenig oder schweigen zufrieden. „Wir wollten eine Art Boutique-Atmosphäre schaffen, es soll Spaß machen, sich hier Kleidung zu erstehen“, erzählt Schwester Bettina Rupp. Sie ist Sozialarbeiterin und gemeinsam mit Pastoralreferentin Doly Kadavil verantwortlich für Projekte wie diese in St. Aposteln.

Richtig und gut: Teilen und weitergeben

Ideen haben die beiden viele und Konzepte, um Menschen zusammenzubringen sind in St. Aposteln ausdrücklich erwünscht. Hier wird Kirche anders gedacht, denn St. Aposteln ist das Sozialpastorale Zentrum der Pfarrei Bonifatius in Frankfurt, zu der insgesamt vier Kirchen gehören. In St. Aposteln stehen die Menschen eines Stadtteils im Mittelpunkt, es greifen Seelsorge und konkrete Unterstützungsangebote für Menschen in schwierigen Lebenssituationen ineinander. Hier wird das Füreinander zelebriert. Deshalb passt auch das jüngste Projekt so gut zu St. Aposteln: Der Open Fridge. Seit Dezember letzten Jahres stehen Kühlschrank und Regal in der ehemaligen Seitenkapelle der Kirche: „Wir stehen hinter der Idee der Fairwertung und sind deshalb eine Kooperation mit Foodsharing eingegangen“, erzählt Schwester Bettina. Die 2012 gegründete Initiative Foodsharing rettet Lebensmittel und gibt sie kostenlos weiter, an Bedürftige beispielsweise.

Der Open Fridge ist eine Initiative der Kirche St. Aposteln. Das Bild zeigt das Hiweisschild zum Open Fridge.
Aus dem Open Fridge kann sich jeder bedienen, täglich von 10 bis 18 Uhr. Ausnahme: Während Gottesdiensten oder Veranstaltungen, dann muss man warten. Der Open Fridge steht in der Seitenkapelle der Kirche.

37.000 freiwillige Foodsaver zählt Foodsharing in Deutschland, Österreich und der Schweiz und es kommen kontinuierlich mehr dazu. In Frankfurt gibt es inzwischen 21 Fairteiler, dazu gehört auch der Open Fridge von St. Aposteln. Der Gedanke, Nahrungsmittel zu retten und zu teilen, kam in der Gemeinde sofort gut an: Drei Mal am Tag wird der Kühlschrank gefüllt, drei Mal am Tag geleert. Vorbeigebracht wird, was man zu viel hat oder nicht mehr braucht: abgepackte Wurst, Möhren, Kräuter, Milchprodukte beispielsweise. „Außerdem holen wir abends immer Backwaren, die uns ein Bäcker hier im Stadtteil überlässt“, erklärt Schwester Bettina.

St. Aposteln: Ideen für ein milieuübergreifendes Miteinander

Noch steht er etwas verlassen da, der Open Fridge, doch das wird nicht so bleiben: „Wir überlegen, hier eine Sitzecke zu integrieren mit Bücherecke und angedacht ist auch, dass hier dann vielleicht ein Klavier steht. Die Leute sollen hier verweilen, miteinander ins Gespräch kommen und zwar milieuübergreifend“, erzählt sie. Angedacht sei auch, mal zusammen mit Foodsharing zu kochen. Sogar Film-Abende mitten in der Kirche gab es schon in der Vergangenheit. „Wir gucken einfach, was gut ankommt“, sagt Schwester Bettina. Mit Ideen wie diesen werden in St. Aposteln nicht nur Menschen versorgt, sondern Brücken gebaut, wird Gesellschaft weitergedacht. Und die Menschen, die hier sitzen, tun es, weil es sich in St. Aposteln so richtig anfühlt.

// Kirche St. Aposteln, Ziegelhüttenweg 149, Frankfurt

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